Die Shrimps – Improvisationsheater aus Wiesbaden 27.8.2016
Heimatpflegeverein Blaues Ländchen
Die meisten Besucher des jüngsten Events in der Galerie Stadtmühle hatten noch nie ein Improvisationstheater erlebt, bei dem nicht nur das Publikum, sondern auch die Darsteller selbst gespannt sind auf den Fortgang der Handlung. Viele waren aber auch wieder gekommen, um „Die Shrimps“ noch einmal zu erleben. Sie wurden nicht enttäuscht.
In seiner Begrüßung versprach Prof. Siegbert Sattler „einen Abend voller Spannung“. Und die hatte eigentlich schon begonnen, denn die meisten Besucher hatten sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, in der weiträumigen Galerie mit Atelier neben neuen Werken der Galeristin Evelyn Sattler auch gelungene Gemälde zweier ihrer Schülerinnen kennen zu lernen. Inge-Renate Mickelthwate aus Patersberg stammt zwar aus einer Malerfamilie, hat aber ihre eigene Begabung erst spät entdeckt. Unter abstrahierten Landschaften in Mischtechnik fiel ein Feuerwehrmann besonders auf, der gerade ein Kind aus dem Flammeninferno birgt. Reinhild Kowalk aus Bogel, noch ein Neuling auf dem Gebiet der Malerei, beeindruckte vor allem mit einer großformatigen Serie afrikanischen Großwilds. Nach persönlichen Begegnungen mit den „Big Five“ portraitierte sie in Mischtechnik eindrucksstark den Elefanten, den Löwen, das Nashorn, den Leoparden und den gefährlichen Büffel in ihrem Lebensraum.
„Die Shrimps“, die ihre recht ungewöhnliche Kunst neben ihren eigentlichen Berufen betreiben, beherrschen die hohe Kunst, blitzschnell auf Impulse zu reagieren und zugleich selbst Ziele zu setzen. Mit Michael Bibo hatten sie eine wirkungsvolle musikalischer Unterstützung am Piano, und so konnte sich Thomas Pohl als wortgewaltiger Moderator und zugleich immer wieder Mitwirkender prächtig entfalten. Kongeniale Mitspieler hatte er in Daniela Augustyniak, Melanie Junk, Heidi Diemer und Stefan Kollmeier, als Hahn im Korb permanent im Einsatz.
Die Aufführung startete mit drei Gemälden von Evelyn Sattler auf der kleinen Bühne. Das Publikum entschied sich für eine Personengruppe auf einem Schiff und durfte dann auch noch entscheiden über die Charaktere, Berufe und Absichten dieser Personen. So entstand eine Überfahrt nach Amerika mit einer hoffnungsvollen Mode-Redakteurin, einem windigen Hochstapler, einer besorgten Mutter. Immer wieder schlüpften die Darsteller in andere Personen, nutzten jede Chance zu Situationskomik und geistreichem Geplänkel. Natürlich gibt es in New York ein Happy-End, zu dem der Moderator als Freiheitsstatue, als Kapitän wie als Bewunderer der jungen Redakteurin kräftig beiträgt.
Nach der Pause mit eisgekühlten Shrimps ging es weiter mit bizarren Verwechslungsspielen, bei denen alle Mitwirkenden spontan auf veränderte Situationen zu reagieren hatten. Da gab es ein vergnügliches Spiel mit Anfangsbuchstaben, ein improvisiertes „Birma-Lied“ Hatschi-Kumi mit genialer „Übersetzung“ und schließlich ein Blind Date, bei dem auf Wunsch der Zuschauer ein Garnelenzüchter zu raten war.
Wie im Fluge vergingen zwei Stunden eines humorgewürzten, geistreichen Klamauks. Dass dies dem Publikum gefiel, zeigte der nicht enden wollende Schlussapplaus, der eine nette Zugabe erzwang.
Fotos & Text: Winfried Ott